5-Geschosser aus den 60ern wird mit Hybridsystem auf Nachhaltigkeit getrimmt

24.01.2023

1962 gebaut, ist das Mehrfamilienhaus im Quartier „Auf der Kuhweide“ prototypisch für seine Zeit – auch unter energetischen Gesichtspunkten.

DOGEWO21 investiert in Klimaziele

Der Gebäudebestand gehört, in einer ähnlichen Größenordnung wie der Verkehr, zu den wesentlichen Emittenten von Treibhausgasen. DOGEWO21, mit mehr als 16.000 Wohnungen Dortmunds größtes Wohnungsunternehmen, investiert deswegen im Rahmen eines Heizungsprogramms über die standardmäßigen Instandhaltungsinvestitionen weitere rund 7,5 Millionen Euro, um diesen CO2-Ausstoß in seinem Gebäudebestand nachhaltig zu reduzieren.

Dies geschieht zum einen durch ein umfassendes Energiemonitoring, zum anderen durch die Modernisierung und den Umbau älterer Heizungsanlagen, und zwar unter anderem auf Hybridsysteme aus Luft/Wasser-Wärmepumpe für die Grundlast und Gas-Brennwertgerät für die Spitzenlasten. Damit die Wärmeverteilung möglichst ressourcensparend funktioniert, werden in den Wohnungen die alten Radiatoren gegen größere Plattenheizkörper ausgetauscht. So kann die Vorlauftemperatur von bislang etwa 75 °C im Schnitt auf etwa 50 °C verringert werden – eine wesentliche Voraussetzung für den betriebssicheren und ressourcenschonenden Einsatz von Wärmepumpen.

Zusätzlich tragen Maßnahmen wie energetische Gebäudesanierungen durch Fassadendämmungen oder der Einbau wärmedämmender Fenster in den DOGEWO21-Objekten dazu bei, die Energieeffizienz und CO2-Reduktion im Hinblick auf einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045 spürbar zu steigern.

Spezielles Heizungsprogramm aufgelegt

„Die CO2-Emissionen eines Gebäudes drastisch zu minimieren ist heute kein Kunststück mehr. Dies jedoch 2.500 Mal, jeweils unter Berücksichtigung der individuellen Situation vor Ort und unter Beachtung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun, das ist die Herausforderung, der wir uns stellen.“, erläutert Christian Nagel, Prokurist Wohnungswirtschaft bei DOGEWO21: „Ein wichtiger Aspekt ist hierbei das bereits laufende Heizungsprogramm, in dessen Rahmen wir insgesamt rund 7,5 Mio. Euro in einen nachhaltigen, zukunftssicheren Gebäudebestand hier mitten im Ruhrgebiet, dem ehemaligen Montan-Zentrum im Herzen von Europa, investieren.“

Wie groß der Hebel ist, den Unternehmen wie DOGEWO21 zur Verringerung der Treibhausgase in der Hand hat, zeigt dabei ein Blick zurück: 2019 lagen die CO2-Emissionen, die private Haushalte bundesweit im Bereich Wohnen verursachten, bei 219 Millionen Tonnen. Das waren schon 14 Prozent weniger als im Jahr 2000, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, als noch ein Ausstoß von 256 Millionen Tonnen CO2 ermittelt wurde. Dieser Rückgang hat, sagen die Statistiker, mehrere Gründe. Ein wesentlicher ist aber, dass neben dem generell geringeren Energieverbrauch seltener mit Öl, dafür deutlich mehr mit emissionsärmeren Wärmeerzeugern geheizt werde – also genau die beiden Ansatzpunkte, mit denen auch DOGEWO21, die seit Jahren keine Ölheizungen mehr in ihren Häusern betreibt, den Objektbestand in die Zukunft führen will. Umso mehr, als die aktuelle Gas-Krise die notwendige Energiewende zusätzlich befeuert.

Objektspezifische Auslegung notwendig

Wie differenziert das Wohnungsunternehmen die einzelnen Objekte betrachtet, wird am Beispiel eines 5-geschossigen Mehrfamilienhauses im Quartier „Auf der Kuhweide“ deutlich. Das Objekt mit 18 Wohneinheiten wurde 1962 errichtet. Und ist, wie der gesamte Stadtteil, bis heute in dem Viertel am Rande der Ruhrgebietsstadt bei Wohnungssuchenden überaus beliebt: „Es besteht schon seit Jahren eine lange Warteliste für eine der 60 bis 70 Quadratmeter großen Wohnungen“, sagt Andreas Wachter, Projektleiter Heizungstechnik bei DOGEWO21 und für diese Objektsanierung verantwortlich. Die Gründe für diese Beliebtheit liegen sicherlich auch in der bemerkenswerten Durchgrünung des gesamten Quartiers und der guten Infrastruktur, vor allem aber in den moderaten Mieten von maximal acht Euro pro Quadratmeter für eine komplett modernisierte Wohnung.

Komplett modernisiert bedeutet in diesem Fall, dass DOGEWO21 bei einem Mieterwechsel die Erdgeschosswohnungen möglichst barrierearm ausbaut, und ansonsten unter anderem neue Türen einsetzt sowie Oberböden und Fliesen erneuert. Was bei diesem Projekt umgesetzt wurde, ist die klare Trennung zwischen zentraler Wärmeversorgung und dezentraler Trinkwarmwasserbereitung über elektrische Durchlauferhitzer bzw. Untertischgeräte, so Wachter: „Das ist hier historisch gewachsen und spielt uns heute bei der Umstellung der Wärmeerzeugung beispielsweise auf eine Hybridanlage in die Karten, da das insbesondere in Objekten ohne gedämmte Gebäudehülle die Umrüstung auf eine nachhaltigere Wärmetechnik zumindest erleichtert.“

Typisch dafür ist das Mehrfamilienhaus „Auf der Kuhweide 1“. In den 5-Geschosser mit etwa 1.063 m² Wohnfläche wurde zwar kontinuierlich investiert, 2004 beispielsweise das Flachdach erneuert und gedämmt, und 2013 wurden alle Fenster ausgetauscht. Der Energiebedarf des Gebäudes liegt noch bei 131 kWh/m²a, wird jetzt allerdings regenerativ abgedeckt. 

Als praxisgerechte Lösung, die zugleich für Versorgungssicherheit steht, entwickelte Heiztechnik-Spezialist Vaillant in enger Abstimmung mit DOGEWO21 eine Hybridlösung. Die Wärmegrundlast wird dabei über eine 2-er Luft/Wasser-Wärmepumpen-Kaskade aroTHERM plus mit zusammen knapp 25 kW Leistung abgedeckt. Ein zusätzliches, wandhängendes Gas-Brennwertgerät ecoTEC plus mit weiteren 60 kW Leistung schaltet sich automatisch auf, wenn zum Beispiel in besonders kalten Wintern Spitzenlasten abgefangen werden müssen: Im bivalent-parallelen Betrieb stehen dann, auf eine Norm-Außentemperatur von -8,6 °C bezogen, der Heizlast von 76 kW insgesamt 80 kW Wärmeleistung gegenüber. Im klimatisch eher gemäßigten Ruhrgebiet bedeutet das eine ausreichende Sicherheitsreserve. Vor allem, weil ein ebenfalls neu installierter Multifunktionsspeicher allSTOR mit 850 Liter Inhalt als Trennspeicher eine Energiereserve bildet, die für die Wärmepumpe optimale Laufzeiten und bei kurzfristigem Wetterwechsel für hinreichende Versorgungssicherheit der Bewohner und Bewohnerinnen steht, auch ohne dass das Gas-Brennwertgerät in Aktion treten müsste.

Mieter und Mieterinnen umfassend informiert

Das gilt umso mehr, weil mit der Installation der Hybridheizung auch die Wärmeüberträger in den Wohnungen modernisiert bzw. ausgetauscht wurden. Anstelle der alten Radiatoren finden sich jetzt größere Plattenheizkörper mit einer etwa 30 Prozent größeren Überträgerfläche. Zudem sind in diesem Zuge die herkömmlichen Thermostatregulierventile gegen automatisch arbeitende Heizkörperventile für einen permanenten, dynamischen hydraulischen Abgleich ersetzt worden. Womit DOGEWO21 eine aktuelle Forderung der Bundesregierung im Zuge der Gas-Krise vorweggenommen hat, nämlich den hydraulischen Abgleich in Bestandsgebäuden, um darüber bis zu 15 Prozent Primärenergie einzusparen.

In der Summe war es so möglich, die Vorlauftemperaturen energiesparend von früher 75 auf jetzt 50 °C abzusenken. Was allerdings unmittelbar zu Informationsbedarf bei den Mietern und Mieterinnen führte, erinnert sich Wachter: „Durch die abgesenkten Systemtemperaturen und die größeren Heizflächen werden die Heizkörper bei weitem nicht mehr so heiß wie früher. Bei einigen Mietparteien führte das zu dem Eindruck, die Wohnung werde nicht richtig warm. Durch eine entsprechende Infokampagne mit Verweis auf die tatsächlichen Raumtemperaturen konnten wir das Missverständnis aber schnell beheben.“ Mit dem positiven Nebeneffekt im Übrigen, dass die Mieter und Mieterinnen des Quartiers jetzt insgesamt deutlich stärker für das Thema „Nachhaltiges Heizen“ sensibilisiert sind. Und an der Wärmepumpen-Kaskade hinter der Hausecke jeden Tag sehen, wie einfach so etwas selbst in so großen und herausfordernden Bestandsobjekten wie ihrem „Auf der Kuhweide“ funktioniert.

Mehr Informationen unter

www.vaillant.de

www.dogewo21.de

 

1962 gebaut, ist das Mehrfamilienhaus im Quartier „Auf der Kuhweide“ prototypisch für seine Zeit – auch unter energetischen Gesichtspunkten.

 

Für DOGEWO21-Projektleiter Andreas Wachter (li.) und Vaillant Key Account Manager Bau- und Wohnungswirtschaft Thorsten Baude ist die Erneuerung des Wärmeerzeugers im Dortmunder Objekt ein gutes Beispiel, wie zukunftsgerichtete Heiztechnik die Energiewende im Bestand auf wirtschaftliche Weise voranbringen kann: Nach VDI 4650 kommt die Kaskade auf einen Deckungsanteil von rund 80 Prozent!

 

Aufgeräumt und übersichtlich präsentiert sich der Heizungskeller in dem 5-Geschosser nach dem Umbau: links das Gas-Brennwertgerät ecoTEC plus für Spitzenlasten, rechts hinten der 850-Liter-Trennspeicher als Energiereserve für die Wärmeversorgung.

 

Die komplette Wärmetechnik wird in dem DOGEWO21-Objekt über den witterungsgeführten Vaillant Regler sensoCOMFORT als Zentrale gesteuert. Sollte es zu Störungen kommen, wird dank Fernüberwachung automatisch eine entsprechende Meldung abgesetzt. Auch Parametrierungen sind dadurch ohne Vor-Ort-Einsatz der Fachhandwerker möglich.

 

DOGEWO21-Projektleiter Andreas Wachter: „Die förderfähige Hybridlösung aus Luft/Wasser-Wärmepumpe und Gas-Spitzenlastkessel ist eine ausgesprochen praxisgerechte und wirtschaftliche Lösung, um nicht so gut gedämmte Gebäude zumindest teilweise auf ressourcenschonende, regenerative Wärmetechnik umzurüsten.“

Abbildungen: Vaillant

 

Daten:                                                               

  • Gebäudenutzfläche AN:        1276   m²
  • Primärenergiebedarf Q“p:    158,9  kWh/m²a
  • Heizwärmebedarf qh:            131,7  kWh/m²a
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